Offener Brief
Sehr geehrter Herr Dr. Kannengießer,
Sehr geehrte Synodale,
Am 26.11.2025 wird es anlässlich der 26. Synode der Landeskirche Hannovers zum ersten Mal die Möglichkeit geben, dass Betroffene sexualisierter Gewalt vor den Synodalen direkt sprechen können.
Als Betroffene der Betroffenenvertretung der URAK Niedersachsen und Bremen freuen wir uns prinzipiell, dass diese Entscheidung endlich getroffen werden konnte. Dennoch möchten wir Ihnen hierzu folgende Aspekte nennen, die Sie sicher noch in Ihren Planungen mitberücksichtigen können:
- Wir können nicht nachvollziehen, wieso Betroffene aus dem Kontext der Diakonie zum jetzigen Stand kein Rederecht erhalten sollen. In der URAK selbst sowie inzwischen ja auch im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt (BeFo) ist die Arbeit zum Thema sexualisierte Gewalt nicht trennbar in Kirche einerseits und Diakonie andererseits. Beide Bereiche bedingen einander. Das sollte selbstverständlich auch für das Recht, vor der Synode sprechen zu können, gelten.
- Wir schätzen sehr, dass der Schutz Betroffener im Fokus steht, trotzdem erscheint es uns als äußerst wichtig, dass der Wunsch nach Sichtbarkeit und Hörbarkeit für die Betroffenen, die dies wünschen, auch im Rahmen einer sonst in der Synode üblichen Öffentlichkeit ermöglicht werden sollte. Dies lässt sich durch eine entsprechende Teilung der Redebeiträge in einen öffentlichen und nicht öffentlichen Teil sicher gut darstellen.
- Wir setzen uns weiter dafür ein, dass Betroffenen, die zwar keinen eigenen Beitrag aktiv einbringen möchten, jedoch Interesse an Gesprächen vor Ort haben, dies durch ihre Teilnahme ermöglicht wird.
- Wir verstehen, dass zum Schutz Betroffener, die keinen Zuschauern über einen Livestream ausgesetzt sein möchten, ein solcher Live-Stream dieses Mal auch nicht angedacht ist. Trotzdem sollte es denjenigen Betroffenen, die nicht persönlich vor Ort sein können, durch Aufzeichnung/Livestream ermöglicht werden, ihren dann durch Dritte vorgetragenen Beitrag zumindest im Anschluss sehen zu können.
- Wir befürworten die Empfehlung, die die 26. Synode der folgenden dahingehend auf den Weg geben möchte, dass auch in den folgenden Synoden eine direkte Beteiligung Betroffener erfolgen möge. Zielführender und unmissverständlicher wäre es doch, dies bereits in der 26. Synode per Gesetzgebung zu verankern.
Wir danken Ihnen sehr für Ihr Interesse und freuen uns über eine baldige Nachricht von Ihnen, inwieweit die vorgenannten Punkte umgesetzt werden können.
Mit freundlichen Grüßen,
Betroffenenvertretung der URAK
Niedersachsen und Bremen